Die Spuren des Musikvereines Kammern im Liesingtal und Umgebung lassen sich bis ins Jahr 1872 zurückverfolgen. Seit diesem Jahr kann der Bestand einer Gemeinschaft musikalisch Gleichgesinnter durch Chronik und Überlieferung nachgewiesen werden. Dass die Anfänge unseres Musikvereines bereits vor dieser Zeit liegen, kann mit hoher Sicherheit angenommen werden.
Oberlehrer Johann Reisner aus Neuhaus in Böhmen war von 1842 bis 1876 an der Schule in Kammern tätig und ist wahrscheinlich der Gründer der Musikkapelle Kammern. Warum aus dieser Zeit keine Aufzeichnungen oder Unterlagen existieren, die dies belegen könnten, ist auf einen Großbrand in der Ortschaft Kammern im Jahre 1874 zurückzuführen, bei dem das Dorf fast völlig zerstört wurde.
Die "Kammerner Musikbande" - unter diesem Namen wurde die Kapelle in der Chronik geführt - zeichnete sich in den Folgejahren unter Oberlehrer Reisner und seinen Nachfolgern Johann Haller, Rudolf Höge sowie Franz Berodetti durch rege Tätigkeit aus. Selbst während der Kriegszeit konnte der Musikbetrieb in kleiner Besetzung aufrecht erhalten werden. Trotz der schwierigen Zeiten ließ sich die geringe Anzahl an - meist älteren - Musikanten die Freude an der Musik nicht nehmen, wurde die Kapelle doch das gesamte Jahr gebraucht. Es wurde fleißig geprobt und gespielt. Nach Kriegsende nahmen die heimgekehrten Musikkameraden ihre Tätigkeit wieder auf und junge Talente wurden gefördert und ausgebildet.
Interessante Ereignisse aus den Anfängen des Vereins:
>>> 02. 08. 1877: Zum Geburtstag seiner Majestät Kaiser Franz Josefs I. gab es einen großen Festzug mit Musik zum Wiesenplatz der Frau von Scheuchenstuhl und dort Gesang und Turnvorführungen sowie feierliche Musikproduktionen unter Lehrer Haller.
>>> 24. 04. 1879: Erinnerungsfeier zum 25. Jahrestag der Vermählung Kaiser Franz Josefs I. und dessen durchlauchtigster Gemahlin Elisabeth.
>>> Pfingstdienstag 1882: Empfang der aus Mariazell zurückgekehrten Wallfahrer durch die Musikbande. Durch 20 Jahre ging alljährlich eine Gruppe Wallfahrer zu Fuß nach Mariazell.
>>> 02. 07. 1882: Zur 600-Jahr-Feier des Hauses Habsburg gab es um 5 Uhr früh heitere Weisen der Musikbande.
Bis zum heutigen Tage gibt es natürlich zahllose Ereignisse, die von der Musikkapelle umrahmt und verschönert wurden. Nicht zu zählen sind die Stunden, in denen die Musikerinnen und Musiker sich die Zeit nahmen, um Mitmenschen in guten, aber auch in schlechten Zeiten beizustehen. All die Jahre seit der Gründung finden sich zahlreiche Tätigkeiten der Musikkapelle, die bei freudigen Anlässen Fröhlichkeit und gute Laune unter die Anwesenden brachte, aber auch bei traurigen Ereignissen den Leidtragenden mit ihren Klängen Trost spendete.
Die Kapellmeister und Leiter der Musikkapelle Kammern von der Gründung bis zum heutigen Tage waren:
1872 - 1875 | Johann Reisner |
1876 - 1879 | Johann Haller |
1880 - 1886 | Rudolf Höge |
1887 - 1891 | Franz Berodetti |
1892 - 1898 | Jakob Wöhrer (Kapelle Kammern mit Traboch vereinigt) |
1899 - 1902 | Anton Zötsch (Kapelle Kammern mit Traboch vereinigt) |
1903 - 1911 | Anton Zötsch (Kapellen Kammern und Traboch wurden wieder getrennt) |
1912 - 1945 | Roman Zötsch |
1959 - 1973 | Alois Gamsjäger |
1974 | Johann Kaiser sen. |
1975 - 1990 | Alois Gamsjäger |
1991 - 1994 | Johann Kaiser jun. |
1995 - 2005 | Michael Dreer |
ab 2006 | Martin Kaiser |
Nicht unerwähnt bleiben darf Alois Gamsjäger, der die Kapelle über drei Jahrzehnte mit sehr viel Einsatz und Engagement als Kapellmeister leitete und somit wesentlich prägte. Doch besonders in den letzten 20 Jahren unter den Kapellmeistern Johann Kaiser jun., Michael Dreer und Martin Kaiser (seit 2006) wurde der Stand der MusikerInnen durch aktive Jugendförderung immer weiter aufgestockt, das Repertoire mit modernen Stücken der Zeit entsprechend erweitert und das Niveau der Kapelle durch Teilnahmen an Wettbewerben gesteigert.